Am 16.09.2025 fand im Literaturhaus Schleswig-Holstein eine Lesung der österreichisch-japanischen Schriftstellerin Milena Michiko Flašar statt. Vor etwa 60 Zuhörerinnen und Zuhörern (darunter acht DJG-Mitgliedern) trug die Autorin aus ihrem neusten Erzählband „Der Hase im Mond“ vor. Dr. Jens Neumann-Rodekirch, Vorsitzender der DJG-SH, begrüßte die Autorin. Die DJG-SH kooperierte mit dem Literaturhaus, weil die Erzählungen von Frau Flašar regelmäßig in Japan spielen. Bekannt geworden ist die Autorin durch ihre Romane „Ich nannte ihn Krawatte“ und „Oben Erde, unten Himmel“.
Ihr neustes Werk besteht aus neun Erzählungen. Sie trug eindrucksvoll aus der Haupterzählung mit dem gleichnamigen Titel „Der Hase im Mond“ vor. Es ging dabei um einen älteren Japaner, der seinen Kalligrafie-Professor Saitō wegen seiner asketischen Lebensweise eines Mönches und seiner hohen Anerkennung in der Gesellschaft verehrt. Dann aber entdeckt der Erzähler, dass der Professor noch ein anderes Leben führt, in dem er nachts in Müllbeuteln nach Essensresten sucht und sie verzehrt. Dies macht den Erzähler völlig fassungslos, und es fällt ihm schwer, diese beiden Seiten des Professors nachzuvollziehen.
Das Publikum im ausverkauften Literaturhaus lauschte fasziniert dem Vortrag der Autorin, die zurecht als Meisterin subtiler Erzählkunst tituliert wird. In der anschließenden Diskussion, wie immer einfühlsam von Birgit Lange, der Geschäftsführerin des Literaturhauses moderiert, beantwortete Frau Flašar die Fragen sehr offen und sympathisch: Sie schreibe, seit sie schreiben kann. Sie beobachte Menschen und entwickele daraus intuitiv Geschichten.
Ihr Hauptthema, zu Corona-Zeiten entstanden, sei die Unsicherheit und Brüchigkeit des Lebens und die Vorstellung, dass es jenseits des Sichtbaren doch noch etwas anderes gibt. Angesprochen auf ihr Verhältnis zu Japan, antwortete sie spontan, dass sie Japan liebe und deswegen ihre Geschichten dort ansiedele, dass diese aber universell zu verstehen seien. Gleichwohl sei nur einer ihrer Romane ins Japanische übersetzt worden, der aber in Japan gut angekommen sei. Ihr Interesse sei es, Personen bloßzulegen, nicht aber bloßzustellen.
Abschließend signierte die mit viel Beifall bedachte Milena Michiko Flašar noch viele Bücher, vor allem ihren Band „Der Hase im Mond“.




