Heide Simonis

Die ehemalige Ministerpräsidentin des Landes Schleswig-Holstein, Heide Simonis, hat wohl den nachhaltigsten Eindruck in Japan hinterlassen. Insbesondere die beiden Unternehmerreisen nach Japan 1995 und 2000 und die Anknüpfung und Entwicklung der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit der Präfektur Hyogo sind eng mit dem Namen Heide Simonis verbunden. Die Reise im Frühsommer 1995 bedeutete für sie die Rückkehr in ein Land, dem seit vielen Jahren ihre stille Liebe gehörte.

Über den Lebenslauf von Heide Simonis sollen hier nur die  wichtigsten Eckdaten genannt werden; Einzelheiten kann man unter Wikipedia oder auf ihrer Website www.heide-simonis.de nachlesen.

Heide Steinhardt wurde am 4. Juli 1943 in Bonn geboren. Nach der Schulausbildung studierte sie Volkswirtschaft an der Universität Erlangen/Nürnberg und in Kiel, wo sie im Jahr 1967 die Prüfung als Diplom-Volkswirtin ablegte. Im gleichen Jahr heiratete sie den Assistenten an der Universität Kiel Dr. Udo Ernst Simonis, der 1974  Professor für Ökonomie  an der Technischen Universität Berlin  und 1981 Direktor des Internationalen Instituts für Umwelt und Gesellschaft  am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) wurde. Das junge Ehepaar ging gleich nach der Hochzeit  für zwei Jahre nach Lusaka, Hauptstadt von Sambia,  wo Udo  Simonis  als persönlicher Berater von Präsident Kenneth Kaunda tätig war. Heide Simonis gab zuerst Deutschunterricht an der Universität Lusaka und arbeitete dann für Zambian Airways.  Kurze Zeit später erhielt Udo Simonis als einer von zwölf Wissenschaftlern weltweit ein Stipendium der Japanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (JSPS), und so ging er Ende 1970 für fast zwei Jahre an die Universität Tokyo und an das Institut für Entwicklungsländerforschung. Seine Frau begleitete ihn  nach Japan, gab Deutschunterricht am Goethe-Institut und arbeitete für die Firma Triumph International als Marktforscherin.

Ihre Aufgabe bei dieser Miederwaren-Firma und ihre sonstigen Erfahrungen in Japan beschrieb Heide Simonis in ihrem Buch: Unter Männern – mein Leben in der Politik, C.H. Beck 2003, aktualisierte Taschenbuchausgabe bei dtv, München 2004. Sie fasste ihre Zeit in Japan so zusammen: Ich fand den Aufenthalt in Japan  sehr interessant und habe mich dort durchaus gut gefühlt; allerdings hätte ich nicht viel länger bleiben können. Vor allem die sprachliche Barriere hat mich sehr beeinträchtigt (S. 50).

Im Jahr 1995 kehrte Heide Simonis nach Japan zurück, dieses Mal als Ministerpräsidentin des Landes Schleswig-Holstein mit einer großen Wirtschaftsdelegation. Die erste Station war ein Besuch in Tokyo, wo es zu einem Zusammentreffen mit dem deutschen Botschafter Heinrich Dietrich Dieckmann kam. Das Foto oben zeigt Heide Simonis mit dem Botschafter (links) und Wirtschaftsminister Peer Steinbrück. Nach einem Wochenende in Kyoto traf die Delegation an einem Montag Ende Juni 1995 in Kobe ein und wurde von Gouverneur Kaihara und zahlreichen Vertretern aus Kobe mit einem sehr emotionalen Empfang begrüßt. Als bescheidene Geste für die der Bevölkerung durch das Erdbeben zugefügten Leiden und Schmerzen überreichte die Ministerpräsidentin dem Vertreter der Evangelischen Kirchengemeinde Kobe eine Geldspende (Foto links).

In anschließenden Gesprächen  wurden dann die Eckdaten einer regionalen Zusammenarbeit zwischen Schleswig-Holstein und der Präfektur Hyogo diskutiert, und Gouverneur Kaihara kündigte seinen Besuch in Schleswig-Holstein an.

Im November 1997 kam Gouverneur Kaihara mit einer politischen und wirtschaftlichen Delegation nach Kiel, um die Vereinbarung zur Zusammenarbeit formell zu besiegeln; die  Zeremonie fand im Gästehaus der Landesregierung statt (Foto rechts).

Im Jahr 1999 wurde Heide Simonis als Mitglied  für die Region Europa in das Beratungsgremium der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Gesund-heitsentwicklung gewählt; sie hatte diese Funktion bis 2002 inne.

Da ein zentrales Ziel ihrer Regierungspolitik darin bestand, Schleswig-Holstein zu einem Gesundheitsstandort zu entwickeln, und da die Zentralregierung in Tokyo beschlossen hatte, in Kobe als Kompensation für nach dem Erdbeben verloren gegangene Wirtschaftskompetenz ein umfassendes Medizinzentrum aufzubauen, lag es nahe, den Gesundheitsstandort Schleswig-Holstein in Kobe vorzustellen. Anlass dazu bot eine Sitzung des WHO-Gremiums in Kobe Ende Oktober 2000.

Am 30. Oktober fand in Kobe eine Konferenz statt, auf der die führenden Unternehmen der Medizintechnik und international anerkannte Wissenschaftler aus Forschung und Praxis aus Schleswig-Holstein ihre Kompetenzen vorstellten. Ministerpräsidentin Heide Simonis eröffnete den Kongress. Dies war die letzte Reise von Heide Simonis als Ministerpräsidentin des Landes Schleswig-Holstein nach Japan.

Die  Partei von Heide Simonis  gewann die Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 20. Februar 2005, doch für die Wiederwahl als Ministerpräsidentin fehlte im Landtag eine Stimme.   Heide Simonis zog sich danach aus der aktiven Politik zurück und engagierte sich im sozialen Bereich. Von Oktober 2005 bis Februar 2008 war sie ehrenamtliche Vorsitzende von UNICEF Deutschland und wurde danach für mehrere Jahre Präsidentin des Schleswig-Holsteinischen Sängerbundes. Seither  unterstützt sie eine Reihe von sozialen Projekten auf Landesebene und schreibt Bücher, darunter auch einen Krimi.

Japan würdigte die Verdienste von Heide Simonis zur Vertiefung der Beziehungen zwischen Deutschland /Schleswig-Holstein und Japan durch  den kaiserlichen Orden der Aufgehenden Sonne, Goldene Strahlen, am Bande der ihr am 19. Januar 2011 in einer Feierstunde in der Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW) neben dem Institut für Weltwirtschaft in Kiel durch den japanischen Generalkonsul Seisuke Narumiya verliehen wurde (Foto Kieler Nachrichten).

Auch die  Präfektur Hyogo ehrte die ehemalige Ministerpräsidentin und ließ ihr am 4. März 2011 in einer intimen Feierstunde durch den Vertreter der Präfektur Hyogo in Paris eine Ehrenurkunde aushändigen.

Am 30. Juni 2014 wurde Heide Simonis vom amtierenden Ministerpräsidenten Torsten Albig  zur Ehrenbürgerin des Landes Schleswig-Holstein ernannt.