Hermann Richard Hansen wurde am 26. November 1886 in Glücksburg geboren. Er ließ sich nach der Schulzeit in Stettin zum Militärmusiker ausbilden und war danach in Kiel stationiert. Nach
einem Unfall, der offenbar sein Bein beschädigte, kehrte er für einige Zeit nach Flensburg zurück, wo inzwischen seine Eltern wohnten; aber ab 1907 ging er wieder zur Marine. Im Jahr 1909 wurde er nach Tsingtau kommandiert, wo er später als Oberhoboistenmaat der 3. Kompanie der Matrosenartillerie-Abteilung Kiautschou (MAK) zugeteilt wurde; er wurde also Militärmusiker in Tsingtau.
Als Kriegsgefangener kam er zunächst in das Aufnahmelager Tokushima auf der Insel Shikoku, wo er Leiter des MAK-Orchesters wurde. Bereits am Oster-sonntag 1915 gab er dort sein erstes Konzert. Nach der Auflösung des Lagers und Verlegung der Gefangenen in das nahe gelegene Barackenlager Bando setzte er dort seine musikalische Tätigkeit fort.
Hansen hat wohl den tiefsten „Fußabdruck“ in Japan hinterlassen. Am 1. Juni 1918 führte er mit seinem Orchester erstmalig in Japan die 9. Symphonie von Beethoven auf, die mit der „Ode an die Freude“ schnell in Japan bekannt wurde und nahezu den Stellen-wert einer zweiten Nationalhymne erlangte. In der Kleinstadt Naruto auf der Insel Shikoku, gibt es das „Deutsche Haus“, in dem die Erinnerung an das Lager Bando und an die deutschen Kriegsgefangenen gepflegt wird. In dem dortigen Museum ist eine kleine Bühne aufgebaut, auf der einige Marionetten-Soldaten unter Leitung von Hansen die „Ode an die Freude“ spielen. Japanische Besucher des Museums können also „miterleben“, wann und wie die „Ode an die Freude“ nach Japan gekommen ist.
Über das Lagerleben in Bando wurde im Jahr 2006 ein deutsch-japanischer Film gedreht, in dem Hansen und sein MAK-Orchester eine bedeutende Rolle spielen. Der japanische Titel des Films ist „Baruto no gakuen“, was etwa heißt „Paradies der Bärte“, weil viele Soldaten Bärte trugen. Während der Film in Japan ein Kassen-schlager wurde, war er in Deutschland nur in wenigen Kinos zu sehen.
Hansen wurde als Nordschleswiger, wie Millies, vorzeitig aus der Gefangenschaft entlassen. Er kehrte in die Heimat nach Flensburg zurück, heiratete 1920, starb allerdings im Jahr 1927 im Alter von 40 Jahren.