Emil Ohrt kam erstmalig im Jahr 1893 nach Japan und blieb dort bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs. Als Diplomat musste er das Land verlassen, kehrte aber nach dem Krieg im Jahr 1921 nach Japan zurück und blieb dort bis zu seiner Pensionierung am 1. April 1934. Emil Ohrt war also wohl der Schleswig-Holsteiner mit dem längsten Aufenthalt in Japan.
Emil Ohrt wurde am 23. Oktober 1868 in der Gemeinde Trittau geboren. Nach dem Schulbesuch in Rendsburg studierte er Rechtswissenschaft in München, Berlin und Kiel. Während seiner Studienjahre in Berlin lernte er Japanisch und befasste sich mit der Landeskunde. 1892 legte er in Berlin die Diplomprüfung für die japanische Sprache ab und 1893 bestand er in Kiel die Prüfung zum Dr. jur. Kurz darauf wurde er in den diplomatischen Dienst berufen und der deutschen Gesandtschaft in Tokyo zugeteilt; bereits im August 1893 reiste er nach Japan.
Bis zu seiner Ernennung als Dolmetscher an der deutschen Botschaft in Tokyo im Jahr 1907 war er in den Konsulaten in Kobe/Osaka und Yokohama tätig. Im Jahr 1911 wurde er nach Nagasaki versetzt, wo er zum Konsul ernannt wurde, aber schon 1913 kam er zurück nach Kobe als Leiter des dortigen Konsulats. Bei Kriegsausbruch musste er mit allen Diplomaten Japan verlassen und wurde nach verschiedenen Verwen-dungen im Ausland 1919 zum Leiter des Japanreferates im Auswärtigen Amt ernannt.
Im Jahr 1921 ging er wieder nach Japan und übernahm als General-konsul das Konsulat in Yokohama. Nach dem großen Erdbeben in Tokyo 1923 wurde das Konsulat von Yokohama nach Kobe verlagert und Ohrt folgte nach Kobe; dort blieb er bis 1934. (Informationen und Bild vom Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes.)
Robert Schinzinger, der als junger Lehrer 1923 nach Japan kam und von 1951 bis 1973 als Professor für deutsche Geistesgeschichte an der Gakushuin-University in Tokyo lehrte, beschrieb sein erstes Zusammentreffen mit Ohrt: Die Teilnahme an der Weihnachtsfeier dieser Gesellschaft – Deutsch-Japanischer Verein in Osaka – im Jahr 1923 gehört zu meinen ersten großen Eindrücken in Japan. Da war natürlich der Konsul aus Kobe, Herr Generalkonsul Dr. Ohrt, anwesend, ein stiller, ernster und freundlicher Mann, der gut Japanisch sprach und sich gleichzeitig väterlich um seine Landsleute kümmerte. Oft wurde ich von ihm eingeladen, zugleich mit anderen Deutschen, die auch, wie ich, außerhalb von Kobe wohnten und keine Mitglieder des Clubs Concordia waren.
Im Mai 1934 kehrte Ohrt nach Deutschland und Schleswig-Holstein zurück. Schon in Kobe hatte er ernsthafte gesundheitliche Probleme, die sich zu Hause in Trittau schnell verschlechterten. Bereits am 23. September starb Emil Ohrt in einem Hamburger Krankenhaus. In der deutschen Gemeinde in Kobe, wo er über zwölf Jahre gelebt hat, gibt es noch Erinnerungen an Emil Ohrt, in der historischen deutsch-japanischen Literatur hat er trotz seiner 35 Jahre in Japan offenbar keine Spuren hinterlassen.