Der wohl berühmteste Schleswig-Holsteiner, der Japan besucht hat, war Prinz Heinrich von Preußen (1862-1929), der Bruder des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. Prinz Heinrich hatte von 1888 bis 1918 als Großadmiral und zeitweiliger Chef der Hochseeflotte seinen Dienstsitz im Kieler Schloss. Er hat insgesamt dreimal Japan besucht, das erste Mal im Jahr 1879 als Kadett. Im Rahmen einer zweijährigen Weltreise, die Teil der Ausbildung zum Seeoffizier war, verließ er mit anderen Kadetten am 15. Oktober 1878 an Bord der Korvette „Prinz Adalbert“ Kiel und kam am 23. Mai 1879 in Yokohama an. Der Aufenthalt in Japan dauerte fast ein Jahr und war mit Reisen mit dem Schiff und zu Land nach Hokkaido, Hyogo, Osaka und Kyoto verbunden, und natürlich mit zahlreichen Empfängen. Das Weihnachtsfest feierte Prinz Heinrich mit seinen Begleitern mit deutschen Landsleuten in Nagasaki auf der Insel Deshima.
Der zweite Besuch fand im Jahr 1899 statt, als er schon Hausherr im Kieler Schloss war; es war also ein Staatsbesuch mit den Schiffen „Deutschland“ und „Gefion“. Am 29. Juni 1899 erreichte die Delegation Yokohama, wurde von Prinz Kan’in empfangen, der im Jahr 1900 zum ersten offiziellen Besuch aus Japan nach Kiel kam. Während des Aufenthaltes in Tokyo wohnte Prinz Heinrich im Shiba-Palast, das kaiserliche Gäste-haus. Prinz Heinrich nutzte den Besuch wiederum zu etlichen Besichtigungstouren, so z.B. nach Nikko, Kyoto, Nara und Otsu, und am 12. Juli 1899 war er zu einem offiziellen Besuch in Kobe. Am 23. Juli 1899 fuhr die Delegation weiter nach Tsingtau. Am 30. Juli 1912 starb der Meiji-Kaiser Mutsuhito, und die offiziellen Begräbnis-feierlichkeiten fanden im Septem-ber statt. Prinz Heinrich nahm als Vertreter des deutschen Reiches an den Feierlichkeiten teil; er traf am 11. September 1912 in Tokyo ein.
Die Besuche von Prinz Heinrich wurden in der japanischen Presse ausführlich kommentiert; die Abbildung ist eine Zeichnung in einer Tokyoter Zeitung vom 28. Juni 1899. Offenbar sind allerdings die Pressemeldungen über die drei Besuche und offizielle Verlautbarungen bisher nicht ausgewertet worden. Prinz Heinrich erhielt auf allen drei Reisen zahlreiche Gastgeschenke, und offenbar kaufte er auch selbst Souvenirs. Samurai-Rüstungen sind in einer Ausstellung im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum in Schloss Gottorf in Schleswig zu sehen. Es ist mir nicht bekannt, ob auch an anderen Plätzen in Schleswig-Holstein Gegenstände aus den Sammlungen von Prinz Heinrich vorhanden sind. Außerdem harren auch wohl die in Berliner Archiven lagernden Reisedokumente der drei Japanreisen einer wissenschaftlichen Auswertung.
Prinz Heinrich starb am 20. April 1929 auf seinem Gut Hemmelmark in der Nähe von Eckernförde.