Ilka Leibing war Professorin 1. Grades der Ikenobo-Ikebana Akademie Kyoto und hatte ein eigenes Ikebana-Studio in Norderstedt.
Ilka Kühne wurde am 20. März 1939 in Hamburg geboren. Nach der Schulausbildung in Hamburg absolvierte sie eine Berufsausbildung zur Außenhandelskauffrau. Im Jahr 1960 heiratete sie Klaus Leibing und widmete sich in den ersten Jahren ihren Söhnen, die 1962 (Dirk) und 1964 (Jens) geboren wurden. Danach hat sie im Hamburger Judoverband als Gästebetreuerin gearbeitet, ausländische Judokas in Hamburg betreut und bei Auslandsreisen die Hamburger Sportler begleitet.
Im Jahr 1978 begleitete sie ihren Mann nach Japan, der als begeisterter Judoka in Tokyo an einem Wettkampf teilnahm. In Japan machte Ilka Leibing erstmals Bekanntschaft mit der japanischen Kunst des Blumensteckens; sie nahm an einem Ikebana-Kurs teil und war sofort von dieser fernöstlichen Kunst fasziniert.
Nach ihrer Rückkehr begann sie in der Volkshochschule Norderstedt, wo das Ehepaar wohnte, bei Hidemi Gedig-Iguchi eine Ikebana-Ausbildung. Frau Gedig-Iguchi lebte seit 1968 in Ingelheim und war Meisterin der Sogetsu-Schule. Die Sogetsu-Schule wurde im Jahr 1926 von Sofu Teshigahara gegründet und gehört zu den größten und modernsten der etwa 3000 Ikebana-Schulen weltweit. Im Jahr 1984 schloss Ilka Leibing die Ausbildung mit einem Diplom zur Lehrmeisterin der Sogetsu-Schule ab.
Nach dem Besuch einer Ausstellung im Hamburger Kongresszentrum CCH erkannte Ilka Leibing, dass ihr die Ästhetik der Ikenobo-Schule mehr zusagte als die Sogetsu-Schule, und sie entschied sich für eine zweite Ausbildung. Da die einzige Lehrerin der Ikenobo-Schule in Deutschland Frau Shusui Pointner-Komoda in München wohnte, pendelte sie ab 1984 zwischen Norderstedt und München. Außerdem reiste sie nach Japan, um sich in der Ikenobo-Akademie in Kyoto bei mehreren Professoren fortbilden zu lassen.
Mit dem Abschluss der Ausbildung bei Frau Pointner-Komoda im Jahr 1985 erhielt Ilka Leibing die Lehrberechtigung. Im gleichen Jahr eröffnete sie ihr erstes Ikebana-Studio in der Flughafenstraße in Hamburg und begann mit dem Unterricht.
Frau Leibing machte über ihre zahlreichen Aktivitäten ausführliche Aufzeichnungen, so dass hier nur einige wenige Veranstaltungen erwähnt werden können. So gab sie Kurse in den Volkshochschulen in Hamburg, Norderstedt und Kiel-Kronshagen, im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe und nahm wiederholt an Fortbildungsveranstaltungen auf Schloß Puchberg bei Linz in Österreich teil. Im Jahr 1989 trat sie während einer dreitägigen Reise mit dem Schiff „MS Hamburg“ von Hamburg nach Harwich im Rahmen einer Veranstaltung „Japan zu Gast“ mit Präsentationen und Kursen auf.
Im Jahr 1992 verlegte Frau Leibing ihr Studio von Hamburg nach Norderstedt in den Moorgrund 2, ihre Privatadresse. Außerdem traten Herr und Frau Leibing der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Schleswig-Holstein bei.
Im Juni 1997 wurde Frau Leibing von der Ikenobo-Ikebana-Akademie Kyoto durch Frau Pointner-Komoda der japanische Künstlername „Suisho“ verliehen. Der Name ist ein Kunstwort und erinnert in der ersten Silbe „sui“ an den Künstlernamen „shosui“ der Lehrerin und charakterisiert mit der zweiten Silbe „sho“ – „strahlendes Grün“ – die auszuzeichnende Schülerin.
Als Mitglied der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Schleswig-Holstein trat Ilka Leibing wiederholt in Schleswig-Holstein auf. In ihren Kursen an der Volkshochschule Kronshagen unterrichtete sie Mitglieder der DJG und auch Gäste und führte sie bis zu Abschlussprüfungen.
Im Februar 2000 nahm sie im Rahmen des Ausstellungsprojektes „Berührungen mit Japan“ der DJG Schleswig-Holstein an der Ausstellung „Ikebana und Kalligraphie“ im Kieler Kloster teil (im Foto links, daneben Dr. Susanne Frohriep für die DJG und Christiane Günther-Hahne, Kalligraphie). Bereits wenige Monate später im Juni 2001 stellten Schülerinnen des Kurses Kronshagen ihre Arbeiten ebenfalls im Kieler Kloster vor. Im April 2005 nahm Frau Leibing an den Japan-Tagen der DJG Schleswig-Holstein im Kieler Einkaufszentrum Sophienhof teil und im Juli an den Japan-Wochen im Kieler Hotel Steigenberger.
Weitere Höhepunkte waren die Teilnahmen an der Bundesgartenschau in Magdeburg 1999 zusammen mit Frau Pointner-Komoda, an der Internationalen Gartenschau 2003 in Rostock, an der Bundesgartenschau 2009 in Schwerin und an der Landesgartenschau 2013 in Norderstedt.
Immer wieder reiste Ilka Leibing mit ihrem Mann nach Japan, um auf Ausstellungen neue Anregungen zu sammeln, sich in der Ikebana-Akademie in Kyoto fortbilden zu lassen oder einfach über Flohmärkte zu bummeln, um Vasen und Gefäße für ihre Gestecke zu kaufen. Die erste Reise nach der Japanreise mit ihrem Mann 1978 war im April 2001, danach im November 2003, im August 2005, im April 2012 und im Oktober und November 2013.
Ilka Leibing hatte sich fast 40 Jahre leidenschaftlich für die japanische Kunst des Blumensteckens engagiert. Seit 1992 zeigte und lehrte sie Ikenobo-Ikebana auf zahlreichen Ausstellungen und Demonstrationen in Deutschland und im nahen Ausland. Sie war Mitglied im Ikebana-Bundesverband, Mitglied im Beirat der Ikenobo-Ikebana-Gesellschaft Deutschland und 2. Vorsitzende der Ikenobo-Ikebana Study Group Austria.
Mit dem Jahr 2014 konnte Frau Leibing wegen einer Erkrankung ihre Planungen nur noch teilweise umsetzen. Sie hatte noch so vieles vor; für Juli 2014 war wieder ein Seminar auf Schloß Puchberg geplant, und im Herbst sollten neue Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene an der Volkshochschule Hamburg-Ost beginnen. Das japanische Generalkonsulat Hamburg hatte sie gebeten, für den Empfang im Hotel Atlantik anlässlich des Geburtstages des japanischen Kaisers im Dezember und für den Neujahrsempfang 2015 im Hotel Vier Jahreszeiten Blumengestecke zu arrangieren.
Dazu kam es leider nicht mehr; am 5. Januar 2018 erlag Ilka Leibing ihrer schweren Erkrankung und wurde in Norderstedt beigesetzt.