Marei Mentlein ist ein „Allround-Talent“ auf dem japanischen Rundfunk- und Fernsehmarkt. Sie wirkt in den deutschen Sprachprogrammen des wichtigsten japanischen Fernsehsenders NHK mit, war mehrere Jahre Kommentatorin in einem Nachrichtenmagazin des Senders TV Asahi, rezensiert deutsche Bücher und Filme, arbeitet als Übersetzerin und Dolmetscherin bei deutsch-japanischen Programmen verschiedener japanischer Fernsehsender, produziert Beiträge und war auch Co-Kommentatorin für das ZDF bei den Olympischen Sommerspielen im Jahr 2021. Wenn in japanischen Medien über Deutschland gesprochen, berichtet und unterrichtet wird, ist Marei Mentlein direkt oder indirekt dabei. Sie ist in privater Initiative vielleicht die wichtigste und beste „Verkäuferin“ Deutschlands in Japan. „I’m a German for a living“, sagte sie über sich selbst, frei übersetzt „ich bin von Beruf Deutsche“.
Die Motivation für ihr Engagement beruht in ihrer Leidenschaft für die japanische Sprache und Kultur, sowie in ihrem Bestreben, Deutschland und Japan einander noch näher zu bringen. Die Leidenschaft für Japan wurde schon als Kind in ihr geweckt. Marei Mentlein wurde am 4. August 1983 in Rendsburg geboren und wuchs in Kiel auf. Im Alter von sechs Jahren besuchte sie mit einer Tante das Lindenmuseum in Stuttgart und dort die ostasiatische Abteilung. Die Kimonos, Samurairüstungen und insbesondere die Schriftrollen mit den exotischen Schriftzeichen faszinierten sie. Das Zeichen 羊 (hitsuji, Schaf) beeindruckte sie besonders. Für sie sah es tatsächlich einem Schaf ähnlich. Diese Entdeckung löste bei Marei den Wunsch aus, mehr über das Land mit diesen Zeichen und der dort gesprochenen Sprache zu erfahren.
Nach der Grundschule besuchte Marei Mentlein das Gymnasium Altenholz. Sie begann einen Japanisch-Kurs an der Kieler Volkshochschule und erhielt die Genehmigung, an der Japanisch-AG der Kieler Humboldt-Schule teilzunehmen. Als sie sich mit 15 Jahren entschloss, ein Auslandsjahr in Japan zu absolvieren, trat sie zusätzlich in einen anspruchsvolleren Sprachkurs der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Schleswig-Holstein ein, um sich möglichst gut auf das bevorstehende Abenteuer vorbereiten zu können.
Im Jahr 1999 reiste sie im Rahmen eines der bundesweit angebotenen Auslands-Austauschprogramme nach Japan, ging für zehn Monate nach Himeji in der Präfektur Hyogo und nahm dort am Unterricht in der Himeji Shikisai High School teil. Im täglichen Umgang mit japanischen Jugendlichen konnte sie ihre noch bescheidenen Sprachkenntnisse schnell verbessern.
Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland und Kiel setzte sie ihren Sprachunterricht an der Humboldt-Schule und bei der Deutsch-Japanischen Gesellschaft fort. Im Jahr 2000 besuchte sie im Rahmen des Schüleraustausches zwischen der Humboldt-Schule und der Partnerschule Hyogo Prefectural International High School in der Präfektur Hyogo zum zweiten Mal Japan und nahm mit zehn Mitschülerinnen und Mitschülern für zehn Tage an einem Homestay-Aufenthalt und Schulbesuch teil; an dieser Reise, die erstmals von der Japanisch-Lehrerin Kathrin Bonn organisiert wurde, nahm auch der Direktor der Humboldt-Schule Dr. Hans-Michael Kiefmann mit seiner Frau teil.
Nach dem Abitur im Jahr 2002 wechselte Marei Mentlein nach Bonn, um an der dortigen Universität Regionalwissenschaften Japan zu studieren. Während des Studiums bewarb sie sich für ein Auslandsstipendium und erhielt 2004 den Zuschlag für ein
Jahr an der Waseda University in Tokyo. In dieser Zeit lernte sie auch ihren zukünftigen Mann Daisuke kennen, einen ehemaligen Studenten der Waseda Universität. Während Marei als Japan-Fan möglichst alles über Japan wissen wollte, war Daisuke auch an anderen Kulturen, vor allem an Deutschland interessiert. Es war nicht nur die perfekte Kombination von Interessen, sondern auch auf persönlicher Ebene funkte es zwischen den beiden. In diesem Jahr bestand Marei ihre „Feuertaufe“, als sie begann, einen japanischen Blog zu schreiben und positive Rückmeldungen ihrer Leserinnen und Leser erhielt. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland setzte sie ihr Studium in Bonn fort, das sie im Jahr 2008 mit der Diplomprüfung abschloss.
Nahezu zwangsläufig folgte ihre Entscheidung, künftig in Japan leben und arbeiten zu wollen. Bereits im Jahr 2008 ging Marei nach Tokyo und bewarb sich dort mit Erfolg für die Position Deutsch im Fernsehen beim Sender NHK. Als sich zuerst bei NHK und später in ganz Tokyo herumsprach, dass es eine Deutsche gibt, die fließend Deutsch und Japanisch spricht, erhielt sie auch Aufträge für Dolmetschen und Übersetzungen, und so hatte sie ständig zu tun, z.B. auch für das ZDF, wie oben schon erwähnt, und für japanische Fernsehsender.
Außerdem hat sie sich als Buchautorin betätigt, schrieb ein zweisprachiges Buch zum Deutschlernen und ein weiteres über Deutschland und Japan heute. In den letzten Jahren arbeitet sie aktiv im Bereich der Informationsvermittlung für ausländische Touristen und wurde in diesem Zusammenhang zur Tourismus-Botschafterin des Tourismusverbandes des Chiyoda-Bezirks in Tokyo ernannt. Ihre Auftraggeber sind deutsche und japanische Fernsehanstalten, Radiosender, Verlage und Onlinemagazine, Tourismusverbände und viele mehr, für die sie Artikel schreibt, Videos und Beiträge konzipiert und produziert.
Marei Mentlein lebt seit 2008 ständig in Japan, ihre Leidenschaft für die japanische Sprache und für die Informationsvermittlung zwischen Deutschen und Japanern ist ungebrochen; über eine Rückkehr nach Deutschland hat sie noch nicht nachgedacht.